Für die heutigen 13 Kilometer und knapp 200 Höhenmeter werden wir über 8 Stunden brauchen. Das Wetter ist nach wie vor völlig von der Rolle. Heftigster Tropenregen begleitet uns immer wieder durch den Tag. Rick sagt, dass er das zu dieser Zeit noch nie erlebt hat. Das wären die Auswirkungen des Klimawandels und überhaupt nicht gut. Ich werde daran erinnert, warum ich diese Tour mache und was mich motiviert, diese Anstrengungen auf mich zu nehmen. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, die schlimmsten Szenarien des Klimawandels zu verhindern und Geld für Aufforstungs- und Klimaschutzprojekte sammeln. Durch zugesagte Spenden erlaufe ich je Kilometer knapp 400 Euro. Somit werden es heute wieder über 5.000 Euro sein, die ich anschließend mit unserem Verein tree4tree e.V. in Panama und Malawi investieren möchte.
Trotz dieses Anreizes und wirklich intensivster Vorbereitung erlebe ich gegen Mittag meinen ersten echten Tiefpunkt. Bisher erlebten mich alle nur stets bestens gelaunt und als Spaßvogel. Doch am späten Vormittag ist davon nichts mehr da. Ich laufe einfach nur noch, spüre die Anstrengungen und merke, dass meine Kräfte schon ordentlich aufgezehrt sind. Zu den Erschöpfungserscheinungen kommt der nicht enden wollende Regen. Außerdem habe ich eine erste Blase am Zeh. Das wollte ich unbedingt vermeiden und versuche, mich sofort zu verarzten. Bei der Näße kaum möglich. Das Blasenpflaster will gar nicht erst anhaften. Als nehme ich Tape und verbinde einfach zwei Zehen miteinander. Das muss reichen. Zu allem Überfluss verfolgen uns seit dem Start unzählige, sehr große Bremsen. Genau wie bei uns in Deutschland beißen sie sich in die Haut. Und das auch durch die klatschnassen Hemden. Immer wieder flucht man vor sich hin oder hört jemanden aus dem Team durch den Regen schimpfen, wenn einer der Blutsauger zugeschlagen hat.

Meine Rettung ist die Mittagspause. Ich versorge mich mit einer extra Portion Magnesium, einem Proteinriegel und esse dann Reis mit Gemüse. Dazu trinke ich so viel wie ich kann. Nach einigen Minuten merke ich, dass es mir besser geht. Auch das mentale Tief verschwindet und ich fange wieder an, meine Mitreisenden mit meinen wirren Gedanken zu belästigen, so dass die sich keine Sorgen mehr um mich machen müssen und wissen, dass alles ok ist. Am Nachmittag laufen wir einige schwere und steile, rutschige Passagen. Dann passiert ist. Max verliert den Halt, rutscht weg und fällt 2 bis 3 Meter den Abhang hinunter. Ich sehe wie er mit dem Rucksack und Rücken einen großen Stein erwischt und befürchte Schlimmstes. Wir halten inne und sprechen ihn an. Ein Lächeln und „Allet jut“ kommt aus dem Berliner Draufgänger. Außer ein paar blauen Flecken bleibt es bei dem Schreck. Glück gehabt. Das sah viel schlimmer aus.

Als wir unser Lager errichten wollen, schüttet es wie aus Eimern. Das lässt unsere Laune nicht leiden und wir machen unsere Späße und Videos, um auch diese Momente zu dokumentieren. Es ist echt ein tolles Team, das sich gegenseitig stützt und gute Stimmung verbreitet. Dennoch müssen nun auch alle an morgen denken. Wir wissen, dass der achte Tag mit der größten Herausforderung auf uns wartet. Aufgrund der massiven Regenfälle bereitet uns Rick darauf vor, dass wir 13-14 Stunden fast ohne Pause hart arbeiten werden. Alle gehen kurz nach Einbruch der Dunkelheit in die Hängematten, um den Körper maximale Erholung zu gönnen. Die werden wir morgen brauchen und noch viel mehr.

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